Wenn du aus der Perspektive des physischen Körpers die einzige dir bekannte Wirklichkeit betrachtest, ist es so, als wenn du die dich umgebende Welt aus dem Fenster einer in dem untersten Stock des Gebäudes, in dem du wohnst, liegenden Wohnung betrachtest. Das Bild der Wirklichkeit ist immer so, wie das Ego es wahrnimmt, es ist gänzlich mit unseren persönlichen Überzeugungen und Glauben verbunden. Unser Verständnis des Lebens ist dadurch beschränkt, wie das Ego die Welt wahrnimmt und interpretiert.
Das sich im untersten Stock befindliche und durch das Fenster hinausschauende Bewußtsein hat eine andere Aussicht, als diejenige, welche sich aus den höheren Stockwerken bietet. Es hält nur das für richtig, was es sieht, und es kommt nicht auf den Gedanken, daß es etwas mehr geben kann als die Wirklichkeit, die es tagtäglich sieht. Es negiert ebenfalls, daß die in höheren Stockwerken wohnenden Menschen mehr sehen könnten. Du, lieber Leser, bist in einer besseren Lage. Das bestätigt die Tatsache, daß du dieses Buch liest.
Es gibt Menschen und zwar sehr viele, die ihre Fenster gänzlich "zugemauert" haben, in der Überzeugung, daß sie kein Wissen brauchen, oder sie haben anstelle des Fensters einen Fernseher aufgestellt und meinen irrtümlich, daß sie es mit seiner Hilfe erlangen könnten. Und das Wissen, wie ich schon geschrieben habe, ist noch nicht alles. Es muß in Weisheit übergehen und die kann man einzig und allein durch Erfahren, eigenes und nicht das andere Menschen, erlangen. Das theoretische Wissen, egal wie fortgeschritten es sein mag, ist zudem niemals ausreichend. Jedes erlangte Wissen muß man also in der Praxis anwenden und aus den daraus resultierenden Fehlern lernen, manchmal im Zuge zahlreicher Experimente. Ohne dies können wir zwar über Wissen verfügen, aber es fehlt uns weiterhin an Weisheit. Und diese erlangt man sehr langsam. Manchmal muß nämlich das erlangte verstandesmäßige Wissen noch in die emotionale Ebene übertragen werden, damit es das Unterbewußtsein erreichen kann. Erst dann wird es für immer verfestigt. Wir erlangen dann echte Weisheit. Entgegen dem Anschein gibt es heutzutage auf der physischen Ebene einen großen Mangel an Weisheit, obwohl wir als Menschheit über umfangreiches Wissen verfügen.
Manche mögen sagen, daß sie einen freien Willen haben und das Recht, nichts zu sehen und zu hören. Sie sind sich der Realität ihrer Welt so sicher, daß sie die Möglichkeit der Existenz von etwas größerem als ihrem "Ich" im physischen Körper nicht akzeptieren. Deshalb verstehst du oft andere Menschen nicht, manchmal verstehst du sogar dich selbst nicht, wenn du nur aus der Perspektive schaust, die für dich sichtbar ist, derer du dir bewußt bist. Am besten fühlst du dich inmitten der Bewohner der gleichen Stockwerke, wie deines (der Menschen auf der gleichen Entwicklungsstufe des Bewußtseins) und nur mit solchen triffst du dich.
Verurteile dich aber nicht, denn du kannst immer noch aufsteigen und alles das sehen, was die Menschen von der höheren Etage sehen. Du mußt es nur wollen. Wer weiß, vielleicht bleibt dir vor Staunen die Luft weg? Du wirst dich wundern, wie du bis dahin das alles nicht anschauen wollen konntest. Und auf jeder folgenden Etage sehen wir mehr und mehr. Jedoch auch wenn du in einem höheren Stockwerk wohnst, kannst du eine entstellte Sicht haben. Alles hängt davon ab, wie sauber deine Fenster sind. Sind die Fenster sauber, ist die Sicht ungetrübt. Oft sind jedoch die Fensterscheiben durch falsche Überzeugungen beschlagen. Beim Aufstieg in ein höheres Stockwerk übertragen wir oft die Ansichten aus unserem früheren Stockwerk und vervielfältigen die Wahrnehmungsfehler. Wir müssen bereit sein, alle Ansichten zu verifizieren und sie zu bereinigen. Auf jeder Etage erweitert sich der Blickwinkel unserer Wahrnehmung. Wir werden uns einer immer weiteren Perspektive bewußt - zu dem, was wir vorher sahen, kommt ein weiteres Sichtspektrum. Das Hauptziel ist die Klarhei der Wahrnehmung - saubere, kulturell bedingte Überzeugungen, durch Familie usw. nicht zugezogene Fenster.
Früher glaubte man allgemein, daß die Erde flach sei. Dies behaupteten Menschen, die das Wissen besaßen, also die "allwissenden" Priester. Sie taten so, um das verdummte Volk im Gehorsam zu halten. Mehr schreibe ich darüber im Abschnitt "Der Untergang der Zivilisation". Die Menschen hatten Angst, sich zu weit von ihren Wohnsitz zu entfernen, weil sie glaubten, daß sie in einen Abgrund, in die Hölle herunter fallen könnten. Ähnlich war es mit den Schiffen. Man meinte, daß die Schiffe, wenn sie zu weit fahren, über die Kante ihrer Welt herunter stürzen und von Ungeheuern gefressen werden würden.
Dieser Art illusorische Überzeugungen haben früher die Menschen so sehr eingeschränkt, daß sie gar nicht an das Suchen nach Wissen und Verständnis dachten. Und das bewirkte eine einzige himmelweit aufgeblasene Idee, das Bild des Teufels. Es hat eine mächtige Ignoranz und einen Aberglauben geschaffen, welcher die Menschen mit Angst füllte und ihre Aktivitäten lähmte. Daher kam den Priestern die Zirkusidee vom zornigen, strafenden Gott und das verängstigte, einfache Volk hat es ihnen geglaubt. Früher wurden den Menschen durch solche mit Angst angefüllten Einstellungen und Glauben Fesseln angelegt. Heute ist es nicht anders, nur daß der Angstauslöser ausgetauscht wurde. Und doch ist auch heute für viele Menschen die Idee des Teufels weiterhin lebendig und beeinflußt ihre Einstellungen.
Vor ein paar Jahren lud man mich in ein prokatholisches Fernsehstudio ein, damit ich an einer Live-Diskussion mit mehreren Personen teilnehme. In irgendeiner Aussage fiel das Wort "Teufel", als die vermeintliche Hauptursache von allem vorhandenen "Bösen". Ich sagte, daß es am einfachsten ist, die ganze Verantwortung auf den Teufel zu schieben, so wie man es früher mit dem Sündenbock getan hat. Ich fügte hinzu, daß es keinen Teufel gäbe und das er nur im Bewußtsein der Menschen lebt. Einige der Anwesenden widersprachen mir entschieden. Zur Bestätigung dafür führte ich die Worte unseres Papstes Johannes Paul II. an, der 1999 während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten deutlich gesagt hatte, daß die Hölle und der Teufel lediglich Metaphern zur Zustandsbeschreibung für eine gottlose Existenz seien. Die Teilnehmer des Programms haben mich daraufhin erbost attackiert und zitierten dabei aus der Bibel und aus erleuchteten Schriften.
Wie du siehst, lieber Leser, auch in der heutigen "aufgeklärten" Zeit werden die um jeden Preis das Erhalten des status quo anstrebenden Menschen an alten Überlieferungen festhalten, selbst wenn der Papst dem widerspricht. Das, worauf sie ihr Leben aufbauen, ist nicht von Bestand, und sich dies zu vergegenwärtigen, macht ihnen Angst. Viele Menschen haben die irrtümliche Überzeugung, daß sie besser, einmalig seien. Daraus resultiert die Illusion, daß sie zur Belohnung in den Himmel kommen, zu Gott. Wenn es keine Hölle gibt und alle gleiche Chancen haben, worin besteht dann ihre Einmaligkeit? Solche Menschen müssen mit ihrem aufgeblasenen geistigen Ego klarkommen, das die Mitmenschen verachtet. Es ist viel schwieriger zu beherrschen als unser kleines, auf sich selbst konzentriertes Ego, mit dem wir tagtäglich zu tun haben und das sich hauptsächlich durch Egoismus und Gleichgültigkeit anderen gegenüber äußert.
Wie ich schon geschrieben habe, ist Bildung nur erworbenes, auswendig gelerntes Wissen. Es gewinnt erst dann an Wert, wenn es sich in Weisheit wandelt. Ohne sie führt das Wissen die Menschen ins Absurdum. Wissen ist sehr notwendig, aber Wissen allein genügt nicht. Wenn man sich allein auf das Wissen stützt, kann man nur bis auf ein bestimmtes Niveau der Entwicklungsstufen gelangen, danach stößt man schon mit dem Kopf an die Decke und ist nicht im Stande über dieses Niverau hinauszukommen. Deshalb erscheint in den Massenmedien so viel Unsinn und es gibt niemanden, der das korrigieren könnte. Und wenn sich solche Menschen finden, dann werden sie meist öffentlich verspottet (wie in meinem Fall mit der Hölle). Das erschwert das Verbreiten der Wahrheit. Die Verantwortlichen bei den Massenmedien sind für die Wahrheit nicht reif genug, sie glauben fälschlicherweise an die Überlieferungen der alter Ordnung. Sie erinnern an die früheren, das Beherrschen eines unaufgeklärten Volkes anstrebenden Priester.
Wie groß muß doch der Mut solcher Wagehälse und Visionäre wie Kolumbus, Magellan und anderer Entdecker gewesen sein, die inmitten der mit dem Teufel und dem Aberglauben eingeschüchterten Menschen wagten, die Grundüberzeugungen ihrer Zeit (z.B., daß die Erde flach sei) zu ändern. Mit ihrem ungebrochenen Glauben führten sie die Verwandlung der Überzeugungen der ganzen Menschheit herbei. Natürlich lernten auch sie aus ihren eigenen Fehlern, aber eben dank ihnen erweiterten sie ihre eigenen Horizonte und damit auch die Horizonte anderer Menschen. Schließlich haben sie und andere die Grenzen der Illusionswelt, der eigenen Überzeugungen überschritten. Sie haben bewiesen, daß die Wahrheit anders ist und daß die Konzeption der die Erde scheinbar umkreisenden Sonne eine Illusion ist. Es gab jede Menge solcher großen Menschen, man könnte ihre Namen endlos aufzählen. In jedem von ihnen wirkte das Höhere Bewußtsein. DAS ist es, was die Menschheit begreifen läßt, daß kein Glaube und keine Einstellungen starr sein dürfen. Wenn der Mensch sich entwickeln und im Wohlergehen leben soll, dann muß er seine Ansichten und Einstellungen ändern. Wenn die Zeit der ernsten Veränderungen naht (wie es heute der Fall ist), dann muß sich die vorhandenene Weltanschauung ändern. Es gibt keinen anderen Weg.