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Hüte dich vor Geistern


Der Küstenabend, 04.09.1997, Nr. 19



Hüte dich vor Geistern



Mit dem Geist kann man sich auf verschiedene Art und Weise in Verbindung setzen.
Geister sind unterschiedlich, genauso wie Menschen. Der Mensch nimmt seinen Charakter ins Jenseits mit. Wenn jemand zu Lebzeiten böse, den anderen gegenüber unfreundlich war, der bleibt auch so nach dem Tod - sagt die Exorzistin und Parapsychologin Wanda Pratnicka. Wenn wir sterben, gehen wir durch einen Vorhang, der die Welt der Lebenden von der Welt der Verstorbenen trennt. Aber nicht alle wollen zur anderen Seite wandern, nicht alle sind sich klar darüber, dass sie nicht mehr leben. Meistens handelt es sich um Menschen, die plötzlich oder mit verändertem Bewusstsein, z.B. unter Einfluss von Alkohol, Narkose oder Drogen gestorben sind. Diejenigen, die zu Lebzeiten viel Schlechtes getan haben, haben auch keine Lust, zur anderen Seite zu gehen, sie haben es nicht so eilig, in die selbst ausgedachte Hölle zu kommen. 

Viele Verstorbene werden von ihren geistigen Führern abgeholt, die sie "heim ins Licht" führen. Der Mensch bewahrt jedoch den freien Willen, sogar nach dem Tod. Wenn er diese Welt nicht verlassen will, kann ihn dazu niemand zwingen. Mit solchen verirrten Seelen, die nicht wissen, was sie machen sollten, haben die Exorzisten meistens Probleme. Wenn sie in der Welt umherirren, können sie in lebende Menschen eindringen und ihnen dabei viel Leid und Kummer bereiten. Die meisten von ihnen sind schlecht gewillte Geister. Am schwierigsten ist es, sich vom Geist einer nahestehenden Person - der Mutter, des Vaters, des Opa zu befreien. Solche Geister verbinden mit dem heimgesuchten Menschen starke Gefühlsbande, das Haus, die Familie, der Ort, an dem sie so viele Jahre gelebt haben. An solchen Geistern muss lange gearbeitet werden, damit die Exorzismen wirksam sind. 

Eines Tages kam zu mir ein sehr eleganter, intelligenter Herr und mit gewisser Verlegenheit fragte er mich, ob es möglich wäre, dass der Geist seines vor kurzem verstorbenen Vaters in dem Haus geblieben wäre und seine Frau, also die Mutter dieses Herrn, heimsuchte. Es erwies sich, dass dies der Fall war. Der Geist des Vaters vergewaltigte jede Nacht... die 76jährige Witwe und brachte noch andere Geister zu Hilfe. Dieser Herr erzählte, dass er nachts das Geschrei der Mutter hörte, in ihr Zimmer hineinstürzte und mit eigenen Augen sah, wie an ihrem Körper blutige Kratzwunden entstanden. Es scheint unwahrscheinlich zu sein, aber ich hatte mit mehreren solcher Fälle zu tun. 

Jetzt betreue ich eine Frau, in die ihr Vorgesetzter eingedrungen ist. Sie war Sekretärin, ihr Chef starb plötzlich an Herzinfarkt und einige Monate nach seinem Tod erschienen bei ihr merkwürdige Symptome. Vorher hat sie kein näheres Verhältnis verbunden, obwohl, wie sie behauptete - es seinerseits Versuche von sexueller Belästigung gegeben hatte. Es ist ein sehr schwieriger Fall und ich arbeite daran bereits seit mehreren Monaten. Ich habe der Frau beigebracht, wie sie sich vor dem Geist wehren kann. 

Jedes Mal muss man eine andere Vorgehensweise anwenden, weil jeder Geist anders ist und anders reagiert. Es gibt hier keine Regel, man muss sich einfach auf die Intuition verlassen. Ich mache das meistens zu Hause, in meinem Zimmer geschlossen. Ich arbeite immer auf Entfernung. Ich brauche die Person nicht zu sehen, deren ich helfe, ich muss nur ihre Angaben haben. Es reicht nur, mir zu schreiben oder mich anzurufen. 

Wenn ich die Exorzismen durchführe, sehe ich den hilfebedürftigen Menschen und setze mich mit ihm mental in Verbindung. 
Mit dem Geist kann man auf verschiedene Art und Weise kommunizieren - durch die automatische Schrift, mit Hilfe von Hellsehen oder Hellhören. Zuerst prüfe ich, ob ich dem Menschen, der mich um Hilfe gebeten hat, helfen kann. Manchmal dauert es ziemlich lange, ein halbes Jahr oder sogar länger bis der Geist bereit ist zu gehen. 

Eine Heimsuchung durch einen Geist äußert sich auf verschiedene Weise - manchmal ist der Alkoholismus oder die Drogensucht ein Zeichen dafür. Es kommt vor, dass die Besessenheit Verbrechen zufolge hat. Der Geist kann auch das Leben des Menschen gefährden, indem er ihm Selbstmordgedanken zuschiebt. Denn ein Geist, der einmal in den Menschen eingedrungen ist, kann seinen Körper meistens nicht mehr verlassen. Wenn er sich befreien will, muss er den Menschen zum Tod überreden - Selbstmord, oder er muss ihn z. B. zu einem Verbrechen überreden, für das die Todesstrafe droht. Wenn ein solcher Mensch stirbt, wird der Geist befreit und kann in eine andere Person eindringen. Alle Fälle von Schizophrenie oder anderen psychischen Krankheiten sind mit der Besessenheit von Geistern verbunden. Oft kommt es vor, dass es nicht nur einen Geist im Menschen gibt, den man relativ leicht "entfernen" kann, sondern es mehrere Geister sind. Besonders empfänglich für die Heimsuchung von einem Geist sind die psychisch oder körperlich geschwächten Menschen. Zum Glück haben die meisten Menschen eine natürliche, schützende Barriere. Alle Kinder haben sie und es kommt nur selten vor, dass ein Geist in ein Kind eindringt. Nur die von den Eltern misshandelte Kinder werden dieser Barriere beraubt. 

Nach wirksamen Methoden der Exorzierung suchte ich jahrelang, am Anfangs nach der Regel von Versuch und Fehler - sagt Wanda. Ich nutzte meine parapsychische Eigenschaften solange, bis ich sie fand. Wenn ich jemanden von einem Geist befreie, bleibt er immer noch mit seinen psychischen Problemen da, die man auch als Ursprung der Besessenheit betrachten kann. Die Befreiung vom Geist ist aber der erste Schritt auf dem Weg zur psychischen Gesundheit. 

Autor: Krystyna Cendrowska