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Eine boshafte Seele geht nicht leicht fort


EXPRESS Geheimnisse, 1996 

 

Eine boshafte Seele geht nicht leicht fort 

 

Ringsherum, in einer großen Halle gibt es eine riesige Menschenmasse. Die Bromberger Esoterikmesse (Polen) hat gerade angefangen, es ist 13. Juni, kurz nach eins.
Über einem der Stände wurde die Aufschrift "Exorzist" angebracht. Zwangsläufig fesselt sie die Aufmerksamkeit. Ein öffentlich auftretender Exorzist, der Dienstleistungen ohne klassische geistige Hilfe anbietet, wie es zum Beispiel in der katholischen Kirche geschieht (inoffiziell, selbstverständlich), ist eine außergewöhnliche Erscheinung. 
Unter der Aufschrift, in einem Stand aus Kunststoff und Stahl, sitzt eine Frau mit ruhigem Gesicht. Es ist Wanda Pratnicka, Exorzistin aus Gdansk (Danzig). Vor ihr liegt ein dickes, halbbeschriebenes Heft. An dessen jeder Seite einige Eintragungen - Angaben von Personen, Bemerkungen über sie. Wie uns Frau Pratnicka versichert, ist es nicht das erste Heft für den eigenen Gebrauch der Exorzistin, das ihre Arbeit dokumentiert. 
Mit dieser Tätigkeit beschäftige ich mich bereits seit mehr als zwanzig Jahren - sagt Wanda Pratnicka. - Und ich musste es selbst erlernen, weil mir niemand helfen konnte. Ich hatte Probleme mit einem Fall einer mir nahestehenden Person, die aber nicht zur Familie gehörte.

Hat der erste Erfolg Sie ermutigt, auf diese Weise auch anderen Menschen zu helfen?
Mit der Zeit begannen sich bei mir verschiedene Menschen, mit der Bitte um Hilfe, zu melden. Es geschah nach der Regel "Eine Frau hat einer anderen gesagt...".

Ist das Durchführen von Exorzismen riskant? Fühlen Sie sich stark genug, um sich alleine bösen Wesen zu widersetzen?
Ich habe viele Erfolge, jetzt weiß ich bestimmt, dass mich sehr viele Menschen brauchen - bestätigt Wanda. - Manche Menschen werden jahrelang wegen verschiedener Krankheiten, Störungen oder in Nervenheilanstalten behandelt und ich heile sie verglichen mit den traditionellen Methoden, falls sie überhaupt je wirksam werden, wie von Zauberhand. Da ein Exorzismus von einem Geist so etwas wie eine Heilung darstellt.
Wanda Pratnicka erklärt, dass der Prozess der Exorzismen für den Kunden nicht wahrnehmbar ist. Alles verläuft auf dem Astral- und Mentalniveau. Übrigens gibt es auch keine Zeugen - Behandlungen der Seelen werden individuell, in einem geschlossenen Raum durchgeführt. Hier, an einem öffentlichen Ort finden nur Konsultationen statt. Ich würde die hier anwesenden Menschen keiner Gefahr aussetzen wollen - fügt Frau Wanda hinzu.

Was für eine Gefahr wäre das? - fragen wir, über die Möglichkeit beunruhigt, einen zufälligen Schuss von einem bösem Geist zu bekommen.
Es gibt viele Gefahren - stellt Wanda enigmatisch fest. Nach einem Augenblick lüftet sie aber das Geheimnis.
Beim Eindringen von einem Geist in den Leib des Menschen können unterschiedliche Symptome, zum Beispiel Angstzustände, auftreten.

Was sind eigentlich diese bösen Mächte? Ist es das Böse von Personen oder eine Energie?
Eine Gruppe von Wesen, die lebende Menschen besessen, sind die Seelen von Menschen, die plötzlich, zum Beispiel in einem Autounfall, starben oder Alkoholiker, Drogensüchtige waren. Nach dem Tod verfügen die Seelen über eine bestimmte Zeit, um "zur anderen Seite des Todesvorhanges" zu gelangen. Aber sie wissen nicht, was sie machen sollten, so betäubt sind sie. Die andere Gruppe, die weitaus schlimmere, besteht aus Seelen von Menschen, die zu Lebzeiten böse, zum Beispiel Schwerverbrecher, waren. Diese Seelen fürchten sich, nach dem Tod "zur anderen Seite" überzugehen, weil sie nicht wissen, was sie dort erwartet. Wenn solch eine Seele in den Menschen eindringt, überredet sie ihn automatisch zu unwürdigen Taten, zum Beispiel Mord oder Selbstmord. Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass alle Selbstmörder von Geistern besessen sind.

Das Böse ist also eine Domäne von menschlichen Seelen, und nicht die des Teufels?
Danach müssen sie die Priester fragen, ich will mich über den Teufel hier nicht äußern. Ich sehe es einfach so - ein böser Mensch, nachdem er in einen lebenden Menschen eingedrungen ist, versucht so weiter zu leben, wie er es zu seinen Lebzeiten tat. Er wurde durch den Tod nicht gereinigt, nach wie vor bleibt er böse. Er wäre von seiner falschen Denkweise und somit seiner falschen Art zu leben nur dann bereinigt, wenn er sich entschließen würde zur anderen Seite des Todesvorhanges überzugehen. Dazu entschließen sich aber viele Seelen aus Angst nicht. Sie fürchten sich unter anderem vor der Hölle. Ironischer Weise bemerken sie nicht, dass sie sich in der Hölle bereits befinden. Dieser Zustand ist ihnen aber bekannt, das Unbekannte fürchten sie aber auch. Und es gibt viele solcher, manchmal jahrhundertelang umherirrenden Seelen.

Ist der Prozess der Läuterung der Menschen ein Kampf? Müssen Sie Kraft oder die Überredungskunst anwenden?
Ich muss alles anwenden, was zugänglich ist. Wenn, meine Herren, die Seele des Menschen böse ist, geht sie nicht leicht fort. Manchmal sind die Exorzismen ein langwieriger, manchmal mehrere Monate dauernder Prozess.

Sie führen Exorzismen auch bei solchen Störungen wie Alkoholismus oder Drogensucht durch. Ich muss zugeben, dass es eine Neuigkeit ist...
Wenn solche Dinge in der Familie passieren, ist es von Vorteil zu prüfen, ob die Sucht nicht durch das Eindringen eines Geistes verursacht wurde. Wenn es dem so ist, folgt den Exorzismen eine schlagartige Verbesserung. Den Menschen erscheint es dann, als würde ein Wunder geschehen. Es ist aber kein Wunder, da 95% Alkoholiker und Drogensüchtige von Geistern besessen sind.

Ist es aber nicht auch so, dass eine gewisse Gruppe der Süchtigen genetische Veranlagungen zur Sucht besitzt?
All diese Fälle sind in den übrigen 5% enthalten.

Das ist eine optimistische Nachricht. Es bedeutet doch, dass man jede Art von Sucht in den meisten Fällen heilen könnte!
Das kann man und ich habe auch sehr viel Bestätigung dafür. Übrigens dachte ich am Anfang, dass einem Alkoholiker oder Drogensüchtigen, wenn er jahrelang abhängig war, nach der Austreibung des Geistes sowieso die Entzugserscheinungen bleiben. Dies bestätigte sich aber nicht. Ein Drogensüchtiger, der jahrelang abhängig war, hat nach der Läuterung keine Entzugserscheinungen und auch kein Bedürfnis Drogen zu nehmen. Dies setzt natürlich voraus, dass der Mensch zu dem Entschluss reif ist, von sich selbst aus keine Drogen einzunehmen.

Wie weggeblasen?
Ja, aber nur dann, - betont Wanda nachdrücklich - wenn der Drogensüchtige besessen ist. Sonst ist meine Behandlung wirkungslos. Ich bin doch kein Wundertäter.
Wir verabschieden uns, einige Personen warten schon ungeduldig, um den Zustand ihrer Seelen oder der ihrer Nächsten zu konsultieren.

Autoren: Wojciech M . Chudzinski, Tadeusz Oszubski